Mein Spaziergang – oder von Stockerau nach Krems (und noch ein kleines Stück)…
Nachdem der liebe Michi letztens mit einem „Bewegungsthema“ vorgelegt hat, muß ich wohl oder übel nachziehen. Aber zufällig habe ich in der selben Woche, in der er seinen Lauf absolvierte, einen mehrtägigen Spaziergang gemacht und so fällt mir das gar nicht schwer…
Geplant war, zu Fuß von Stockerau ins Waldviertel zu gehen, wofür ich mir eine Woche frei nahm. Eigentlich nehme ich mir seit 10 Jahren vor, diese Strecke mit dem Fahrrad zurückzulegen, aber nun hatte ich spontan beschlossen, sie ohne den Drahtesel zu bewältigen.
An den ersten beiden Tagen sollte die Strecke von Stockerau bis nach Krems auf dem Weinviertler Jakobsweg zurückgelegt werden. Also insgesamt ca. 65 Kilometer. Genau bei der Hälfte wollte ich die erste Übernachtung einlegen, die zweite dann in Krems. Danach wollte ich bei einem Freund in Großgerungs übernachten, den ich schon seit Jahren nicht mehr getroffen hatte, aber ewig versprach mal mit dem Rad bei ihm vorbeizuschauen. Weiters nach Zwettl, von dort dann zu meinem Bruder in die Weltstadt Wörnharts und am letzten Tag dann zum Endziel bei Schrems. So war der Plan.
Der erste Tag begann damit, dass ich nach 5 Minuten wieder umkehren musste, da ich meine GPS Uhr vergessen hatte.
Dieser Umstand kostete mich zwar 15 Minuten, dadurch traf ich jedoch drei ältere Herren, die ebenfalls von Stockerau nach Krems wandern wollten. Zwei Brüder und ein Freund, wie ich später erfahren sollte.
Sie erzählten mir, dass sie letztes Jahr den Weinviertler Jakobsweg von Drasenhofen bis Stockerau gepilgert waren und nun das letzte Stück in drei Tagen in Angriff nahmen. Weiters erfuhr ich, dass einer bereits in Spanien gepilgert ist und auch diesen Herbst dort 5 Wochen unterwegs sein wird. Respekt.
Die drei waren sehr nett, jedoch war es für mich offensichtlich, dass sie sich länger nicht mehr gesehen hatten und es einiges zu erzählen gab. Sie hatten mir das zwar in keinster Weise zu spüren gegeben, aber ich wollte sie dabei nicht stören und verabschiedete mich deshalb bei unserer ersten Pause nach ca. 10 Kilometer in Goldgeben.
Der Jakobsweg selbst ist eigentlich recht gut markiert und man kann ihm mehr oder weniger problemlos folgen. Nur einmal habe ich ihn in den zwei Tagen verloren und bin geradeaus gegangen, wo ich wohl links abbiegen hätte sollen. Ich fand es zwar merkwürdig, dass der Weg so eng zwischen den Häusern durchgehen sollte, dachte mir aber noch nichts dabei. Wenigstens habe ich dadurch ein Unikat gesehen.. Ob es wirklich der Polo aus MA2412 ist? Wer weiß. Egal.
Kurz darauf traf ich die nächsten Pilger. Zwei nette Damen, die mir freundlicherweise mitteilten, dass der Jakobsweg an dieser Stelle dem Wiesenweg folgt und nicht dem breiteren Feldweg daneben. Dies sollte dann auch schon meine letzte Begegnung mit Pilgern sein, denn ansonsten habe ich an diesen beiden Tagen keine mehr getroffen.
Nach 33 Kilometern bin ich schließlich in Kirchberg am Wagram eingetroffen, um dort im Alten Winzerkeller zu nächtigen. Zwar nicht gerade billig, aber nettes Ambiente, netter Hausherr.
Der zweite Tag begann genauso, wie der erste, ich hatte wieder etwas vergessen. Diesmal meinen Weinviertler Jakobsweg Führer, in dem ich nach dem Frühstück auf der Toilette noch ein wenig geblättert hatte. Dies war aber halb so schlimm, war ich doch nur einige Schritte gegangen, bis ich sein Fehlen bemerkte.
Ansonsten hatte ich an diesem Tag sehr viel Glück. In der Nacht hatte es geregnet und auch während dem Frühstück regnete es leicht. Bevor ich dann wegging (das erste Mal), machte ich mich also wetterfest. Regenjacke anziehen, Fotoapparat in den Rucksack, Regenschutz über den Rucksack und die Hüfttasche. Als ich jedoch den alten Winzerkeller verließ, hatte es aufgehört zu regnen. Vielleicht ein wenig Niesel. Nach ein paar Stunden kam sogar die Sonne hinter den Wolken hervor. Kurz vor Krems begann es dann wieder zu regnen, aber nachdem ich mich untergestellt hatte, den Fotoapparat wieder in den Rucksack steckte und die Regenjacke wieder angezogen hatte, war auch dieser Regenschauer vorbei. So richtig zu schütten fing es dann auch erst wieder an, nachdem ich mein Hotelzimmer in Krems betreten hatte. Der zweite Tag war also nicht mehr so schön wie der erste, aber noch immer relativ angenehm zu gehen.
Danach war es dann aber vorbei mit dem schönen Wanderwetter. Aber dazu später mehr, gehen wir wieder zurück zu Tag zwei. Die Gegend gefiel mir an diesem Tag besser, besonders kurz vor Krems, wo sich der Weg zwischen den Weinbergen entlangschlängelt. Weniger motivierend war nur die Tatsache, dass es, nachdem ich endlich die Ortstafel von Krems erreichte, nochmals ca. 45 Minuten dauerte, bis ich endlich zum Hotel kam. Auch dieses war nicht gerade günstig, aber auch sehr schön, mit sehr gutem Essen, der Wellnessbereich konnte verwendet werden und es gab sogar einen Wanderer-Bonus-Preis.
Hier könnte mein kurzer Spaziergang dann auch enden. Knapp 65 Kilometer in zwei Tagen ist kein schlechtes Ergebnis, würde ich sagen, aber ich wollte doch ins Waldviertel. Leider machte mir aber das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Geplant war, dass ich am dritten Tag zu einem Freund weitergehe, bzw. er mich dann auf dem Weg aufsammelt, wenn er am späteren Nachmittag von der Arbeit nach Hause fährt. Ich wollte dann bei ihm übernachten und anschließend meinen Spaziergang fortsetzen.
Der Wetterbericht sagte für die kommenden Tage Regenschauer voraus und bei einem Telefonat am Abend erzählte mir der besagte Freund, dass es bei ihm zu Hause ordentlich schüttet. Weiters hätte er sich in dieser Woche Urlaub genommen, würde also nicht an mir vorbeifahren, mich aber gerne in Krems abholen, sollte das Wetter wirklich so „herrlich“ wie vorausgesagt sein.
Am nächsten Morgen schüttete es und in der Gegend, in die ich gehen wollte, sei es sogar noch schlimmer. Ich hatte nun die Möglichkeit, in Krems zu bleiben, wobei jedoch die Wettervorhersage nicht sehr vielversprechend war und der Aufenthalt auch länger dauern könnte. Oder ich könnte auch bei strömendem Regen umherspazieren. Ich war aber ein wenig gefrustet und wählte Option drei, rief meinen Freund an und fuhr zu ihm, wo es zu Mittag dann auch noch einen köstlichen faschierten Braten gab. Danach wollte er seine Eltern nach Zwettl, zum Großeinkauf fahren. Nach kurzer Besprechung wurde beschlossen, dass er mich nach dem Einkauf weiter zu meinem Bruder bringt, der ca. 20 Kilometer von Zwettl entfernt wohnt. Nochmals vielen Dank für alles, Honi!
Am nächsten Tag hatte ich somit nur noch etwa 22 Kilometer zu bewältigen. Es war zwar sehr neblig und es nieselte, aber ich wollte wenigstens das letzte Stück zu Fuß schaffen und mich nicht auch noch hier fahren lassen. Diese Gegend kenne ich und konnte deshalb verschiedene Waldwege wählen, um Asphalt aus dem Wege zu gehen.
Ich bin zwar etwas enttäuscht, dass ich es nicht zu Fuß in das Waldviertel geschafft habe, aber für meine erste mehrtätige Wanderung nach mehr als 20 Jahren, war es nicht so schlecht. Auf alle Fälle habe ich den Weinviertler Jakobsweg ins Auge gefasst und der Plan, ins W4tel zu gehen, wurde nur verschoben, nicht aufgegeben.
Ansonsten danke ich noch meinen Weggefährten Young in the 80s, StreetCastFM, Calvin Hollywood, Arkham Insiders, Tonebenders und Point Whitmark, die mich motiviert haben, weiterzugehen.
Außerdem war es auch ein guter Test meiner Camslinger Streetomatic Kameratasche, aber dazu mehr an einer anderen Stelle.
Auch hier noch einmal – Gratulation!! Du hast mir jetzt noch mehr Lust gemacht 🙂