Das Florianiprinzip?

Badegäste im Klagenfurter Strandbad haben sich von einem Rettungshubschrauber gestört gefühlt und sollen die Crew beschimpft haben, weil Handtücher ins Wasser geweht wurden.

Ein eher ungewöhnlicher Einstieg für ein Blogposting. Aber dieser Artikel macht mich nachdenklich. Ich bin selbst Mitglied in einer Einsatzorganisation und bin beruflich eng mit dem Sicherheits- und Notrettungswesen verbunden. Derartige Vorfälle gibt es leider immer wieder.

Aus Erfahrung kann ich berichten, dass derartige Vorfälle des öfteren vorkommen, leider schaffen es nicht alle Vorfälle in die Medien. Das  Notrettungswesen baut in Österreich vor allem auf freiwillige Mitglieder. Wir freiwilligen opfern unsere Freizeit um andere aus Notlagen zu befreien, deren Hab und Gut zu schützen oder die Auswirkungen von Naturkatastrophen zu beseitigen. Oft erntet man ernstgemeinten Dank, für viele ist unsere Arbeit selbstverständlich und andere ignorieren, behindern oder beschimpfen uns.

Ich war schon unzählige Male Teil der funktionierenden Rettungskette und habe die oben genannten drei Typen alle schon selbst erlebt. Für Einsatzkräfte ist dies oft ein Wechselbad der Gefühle. Viele sind froh das es freiwillige Einsatzkräfte gibt, die sollen dann kommen und den Keller des neugebauten Hauses trocken wischen, den 2cm dicken Ast von der Straße entfernen, den umgestürzten Baum – frei auf einer Wiese liegend – wegräumen und wichtig ist, sie dürfen nicht weniger als 30 Sekunden zum Einsatzort benötigen, dabei sollen wir aber leise sein.

Ich bin froh, dass die meisten unsere Arbeit zu schätzen wissen. Möchte aber an die Kritiker / Behinderer / Ignoranten appellieren, jeder kann einmal in die Situation kommen und auf eine Notrettungsorganisation angewiesen sein.

An dieser Stelle möchte ich auf einen tollen Gastartikel in der Presse verweisen, der Generalsekretär des österr. Roten Kreuzes hat ein interessantes Gedankenexperiment aufgestellt.

[…]Nehmen wir, nur als Gedankenexperiment, einmal an, das zivilgesellschaftliche System scheiterte. Da es aber nicht als systemrelevant gilt, käme es zu keinem Bail-out: Die Rettung käme nicht mehr, dasselbe gälte für die Feuerwehr, für Essen auf Rädern, Heimhilfe und Besuchsdienste.[…]

Als Teil einer freiwilligen Einsatzorganisation muss ich dem Autor recht geben, im Artikel werden freiwilligen Organisationen mit den aktuellen Bankenrettungsaktionen verglichen. Wer nun „to big to fail“ ist, darf der Leser selbst entscheiden.

Aber ich möchte mich wirklich bei allen bedanken, die unsere Arbeit zu schätzen wissen und uns Dankbarkeit aussprechen, damit meine ich nicht nur die Teilnahme an Spendenaktionen sondern vor allem jene, die wirklich DANKE sagen. Für die freiwilligen Einsatzkräfte ist dies ein Zeichen der Bestätigung.

Aktionen, wie die Beschimpfung des NAH Teams durch die Badegäste, sollten immer den Weg in die Medien finden. Möglicherweise beginnen die handelten Personen umzudenken bzw. entschuldigen sich. An dieser Stelle fällt mir die Geschichte mit einem Überweisungstext ein. Ein KFZ Inhaber „bedankte“ sich nach einem Einsatz der Feuerwehr Stockerau mit einem nicht jugendfreien Überweisungstext und bezeichnete uns darin als Orschloch Saufverein.

Ich – und vermutlich alle anderen aus freiwilligen Organisationen auch – freue mich immer wieder, wenn die freiwillige Tätigkeit Menschen in Notsituationen hilft. Beschimpfungen und Diskussionen sind ärgerlich, ändern aber nichts an der Grundeinstellung „it´s a hard job, but someone has to do it

Danke das ihr unsere Arbeit schätzt. Die anderen werden es noch lernen (müssen). Denkt auch bitte immer an die Rettungsgasse 🙂 – das Behindern von Einsatzfahrzeugen ist kein Kavaliersdelikt und auch nicht cool. Die Rettungsgasse können wir unter Umständen alle einmal benötigen.

so then ….. thanks for your attention

euer mike

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Keine Antworten

  1. 20. Mai 2014

    […] Das Florianiprinzip […]

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