Gedanken zur Covid-Impfung (II)

Mittlerweile hat ein großer Teil der Menschen in Österreich eine Covid-19 Impfung erhalten. Die aktuellen Zahlen kannst du hier nachlesen.

Ja, wir haben meiner Meinung nach die Massenimpfung versemmelt. Auf EU-Ebene und auf nationaler Ebene noch mehr. Die Geschichte mit dem nationalen Covid19-Impfplan lassen wir jetzt vorerst einmal weg. Stark zeitverzögert hat sich diese Geschichte wieder ein wenig beruhigt und ausgeglichen. Mir ist es dennoch unverständlich.

Mit diesem Text will ich mir einige Gedanken zum österreichischen Impfneid von der Seele schreiben. Ein Thema, das mich echt verwundert hat. Genauso wie die stark steuernde Rolle der Medien. Ich vermisse immer noch Qualitätsjournalismus und Wissenschaftskommunikation.

put that needle down

Arnold hat es, bei seiner Impfung, auf den Punkt oder besser gesagt auf die Nadelspitze gebracht. Put that needle down.

Jede Impfung ist wichtig, jede Impfung ist notwendig. Freuen wir uns doch über jede verimpfte Dosis. Nein, das kleine schöne Österreich war ziemlich schnell ein Land des Covid19-Impfneids.

Ganz nach dem Motto … ich bin wichtiger als Person XY, wurden geimpfte – teilweise sogar öffentlich – an den Impfpranger gestellt. Seitens der Verantwortungsträger wurden Einheiten gegeneinander ausgespielt. Auf Twitter startete die #AustroTwitter-Bubble los um alles und jeden zu verurteilen (OK, das ist jetzt nichts ganz neues 😉 ). Die Länder starteten unterschiedliche Impfstrategien. In den Gemeinden wurde getuschelt warum ist der schon geimpft, warum ich noch nicht … arrrrgh.

Zerteilen wir das System einmal technisch. Ich habe x Personen und y Impfdosen. Anfängliche Lieferschwierigkeiten lassen wir kurz außen vor. In den Gemeinden und Betrieben wurden Termine vereinbart. Dann passierte folgendes …. z von x erschien nicht bzw. y war größer als Nenn-y.

Ärzte und Institutionen waren angehalten keine Impfdosen zu verschwenden. Also musste x erhöht werden. Sehr gut. Nichts – auch nicht außerhalb der Pandemie – sollte verschwendet werden.

Eigentlich easy. Easy going. Impfaktionen im gesamten Land + übriggebliebene Impfdosen = Impfung von zusätzlichen Menschen in diesem Land. Nein. Es wäre nicht Österreich, wenn nicht sofort der Mob losgerannt wäre. Zeitweise kam es mir so vor, als gäbe es Impfsherrifs.

Offline und Online wurden geimpfte verurteilt weil sie schon geimpft wurden und andere noch warten mussten. Große Unterschiede gab und gibt es immer noch zwischen den Bundesländern. Why?

Das wir als Nation die Impfung österreichweit versemmelt haben ist eine andere Geschichte. Ich freute mich für jeden geimpften in meiner Bubble – wirklich und versuchte Abstand von den negativen Einflüssen aus der Neidbubble zu befreien.

Die gesamte Pandemie zeigte wie Menschen ticken, der Rest wurde im Zuge der Impfaktion enttarnt. Ich hatte mir schnell ein Standardreaktion für Attacken aus dem ungeimpften Umfeld zurechtgelegt. Ich stellte bei all der Kritik immer die Frage ob die Krankengeschichte der geimpften Person bekannt ist und wir als außenstehende tatsächlich beurteilen können ob die Person noch nicht impfberechtigt war 😉

Es ist immer einfach mit dem Finger auf Menschen auf zeigen. Die fehlende Impfstrategie – nein, in meinen Augen gab es die nicht – verschärfte die Situation. Wie bei vielen anderen Themen rund um die Corona-Pandemie habe ich die Rolle der Medien schwer verurteilt. Beinahe jedes Medium sprang auf den „an den Pranger Stellen – Zug“ auf und verurteilte Menschen die bereits im Vorfeld geimpft wurden. Sorry, no way.

Applaudieren wir doch bitte gemeinsam. Für die Impfungen. Für das Impfpersonal. Für die Herdenimmuniät.

In meiner Traum- bzw. Gedankenwelt hätten wir einen ganz anderen Weg einschlagen können. Wir hätten gemeinsam, als Gesellschaft, die einzelnen Impfungen „feiern“ oder zumindest gutschreiben / reden können. Das Ganze hätte zumindest mehr positiven Wert erzielt, als Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, und Betreiber von kritischen Infrastrukturen an den Pranger zu stellen. Trendumkehr wäre angesagt gewesen.

Während ich diese Zeilen tippe kommt es in unserem Land immer noch zu vielen Unstimmigkeiten wegen der Impfung. Für mich als Österreicher absolut unverständlich warum die einzelnen Bundesländer so unterschiedlich agierten. Ja mir ist bewußt das die Covid-Impfung von der Chef- zur Landessache mutiert ist ;-). Alles klar.

Transparente Impfaktionen, Prioritätenreihungen und ehrliche Erklärungen warum die jeweiligen Personengruppen geimpft wurden hätte uns viel erspart.

Ich stehe immer noch dazu. Jede Impfung ist eine gute und richtige Impfung. Die Meinung deckt sich naturgemäß nicht mit jener der social-media-Welt J. Auch das ist gut so.

Die Aufarbeitung der Pandemie und vor allem jene der Impfaktion bringt hoffentlich die notwendige Erkenntnisse hervor um bei ähnlichen Ereignissen in der Zukunft anders reagieren zu können.

Warum wir als Gesellschaft die Corona-Schutzimpfung versemmelt haben ist meiner Meinung nach das Produkt aus den oben genannten Punkten. Der Neid, die Medien und bei vielen handelnden Personen die Unwissenheit.

Das ganze hat uns dort hingebracht wo wir jetzt angelangt sind. In einem neuem Jahr. Mit einer noch nicht abgeschlossenen Pandemie und mit einer gespaltenen Gesellschaft.

Packen wir es an. Gehen wir den letzten Schritt gemeinsam, die breite Masse hat bis jetzt alles mitgetragen und auch auf die Wissenschaft vertraut.

Debriefing like a boss ist angesagt. In meinem unmittelbaren Tätigkeitsfeld hat das bereits stattgefunden. Rechtzeitig darauf schauen das wir es haben wenn wir es brauchen.

bis demnächst in diese Theater.

stay safe and make some noise.

meier & out

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