Was ist wann wichtig?

Diese Frage lässt sich nicht immer leicht beantworten. Der Satz „Ich habe keine Zeit“ wird meiner Meinung nach von vielen Menschen zu leichtfertig verwendet. Zeit haben wir alle gleich viel zur Verfügung. Es liegt an uns selbst, wie wir die freien Zeitfenster füllen. Der Frage, wie wir sie füllen, bin ich hier und vor allem im realen Leben schon mehrmals, auch öffentlich, nachgegangen.

Verschiedene Planungstools habe ich bereits vorgestellt und meine eigenen Erfahrungen damit geteilt. Keine Sorge, in diesem Beitrag werde ich mich so gut wie möglich von diesen Themen distanzieren.

Vorweg und quasi als Kurzzusammenfassung dieses Postings: Wenn etwas wirklich wichtig ist, muss dafür Zeit vorhanden sein. Nichts und niemand wartet ewig. Es geht darum, die Prioritäten parallel abzustimmen und sie auf das große Ganze auszurichten.

Da ich immer wieder mit unterschiedlichen (zeitkritischen) Themen beschäftigt bin und mich intensiv mit Planung und Organisation auseinandersetze, erlebe ich oft, dass viele mit ihrem Zeitbudget überfordert sind und sich, meiner Ansicht nach, in Details verlieren, dabei das Wesentliche im Leben jedoch außer Acht lassen.

Soziales Wesen

Es ist in unserer heutigen Zeit normal geworden, dass wir gerne erzählen, wie gestresst wir sind und wie wenig Zeit wir haben. Wie bereits oben erwähnt, haben wir alle das gleiche Zeitbudget. Es ist vielleicht das einzige, was auf unserem Planeten gleichmäßig verteilt ist. Dennoch erlebe ich immer wieder, wie wenig Zeit sich Menschen für den sozialen Austausch nehmen. Am Ende des Tages sind wir soziale Wesen. Es gibt jedoch einen Unterschied, ob ich bei jeder Gelegenheit in den Partymodus verfalle oder mir bewusst Zeit für einen Kaffee, einen Lokalbesuch oder ein Bier nehme. Diese Zeit ist wichtig, um unsere „persönlichen Akkus“ aufzuladen. Ich nehme mir immer bewusst Zeit dafür, wenngleich ich viele Gelegenheiten absage, weil andere Prioritäten gerade wichtiger sind.

Eines ist klar: Wenn ich mich für ein bestimmtes Zeitfenster entscheide, dann bin ich auch voll und ganz dabei. Die Priorität wechselt dann entsprechend. In vielen „Produktivitäts-Zitaten“ wird die Wichtigkeit großgeschrieben. Für mich ist es wichtig, soziale Treffen einzuplanen. Ich bin der Meinung, dass jeder sich Zeit nehmen kann – wenn er es wirklich will. Es sorgt bei mir für Unverständnis, wenn Leute behaupten, dass sie über Monate hinweg keine sozialen Treffen wahrnehmen können. Alles eine Frage der Prioritäten und der Einteilung.

Es könnte auch eine Ausrede für ein „nicht-wollen“ sein. Wobei, Konjunktiv? Niemand auf der Welt steht so sehr unter Druck, dass soziale Kontakte komplett abreißen. Das sollte keine Option sein.

Produktives Wesen

Produktivität und Leistungsfähigkeit sind für mich von großer Bedeutung und haben quasi Dauerpriorität. Das war nicht immer so. Ich sehe es als Ergebnis meiner persönlichen Weiterentwicklung, dass ich mich dahingehend entwickelt habe. Planung und Organisation sind dafür essenziell, unabhängig davon, um welches Lebenskapitel es sich handelt. In meinem Entwicklungsprozess habe ich jedoch gelernt, dass sich nicht alles planen lässt.

Das ist auch ein Grund dafür, warum ich ständig an meinen Planungs- und Organisationsroutinen arbeite und diese verbessere. Herumgammeln und den Tag verstreichen lassen, ist manchmal okay. Nach dieser (kurzen) Phase folgen dann produktive Phasen. Ein ständiges An- und Abfahren der „Maschine“. Immer im optimalen Leistungsfenster. Meine Routinen und meine Arbeitsweise sind darauf ausgelegt, wodurch ich alles geregelt bekomme – inklusive sozialer Kontakte. Das Ganze ist wichtig, um den notwendigen Beitrag zu leisten.

Höherrangiges Ziel – Was will ich im Leben?

Meiner Erfahrung nach ist es enorm wichtig, Ziele zu haben. Die Teilerfolge sollten auf ein übergeordnetes Ziel ausgerichtet sein. Bei der Zielsetzung und der Zielerreichung gilt es, dynamisch zu bleiben und sich nicht starr an einen Plan zu halten.

Ziele geben Orientierung im Leben. Das Wort „Ziele“ empfinde ich persönlich jedoch als etwas unpassend. Es klingt, als müsse man das Ziel um jeden Preis erreichen und dürfe nicht abweichen. Eine bessere Formulierung habe ich bislang nicht gefunden.

Ohne Ziele neigt der Mensch dazu, sich zu verlaufen. Sicherlich brauchen wir auch diese Phasen, in denen wir die Welt, unsere Psyche und uns selbst entdecken. Das ist wichtig, und auch das musste ich lernen. Dennoch erlebe ich immer wieder, wie planlos Menschen wirken, wenn es keine Richtung oder kein übergeordnetes Ziel gibt. Die Kunst der Planung besteht darin, die Tätigkeiten auf das große Ganze auszurichten. Ohne diese Ausrichtung bleibt der Erfolg aus.

Auch wenn es sperrig klingt: Klicke dich durch einige meiner älteren Beiträge, und du wirst meinen Weg zu meinen Zielen erkennen. Die verschiedenen Planungsschritte sind am Ende des Tages auf die nächsten Teilziele ausgerichtet. Der Weg zur Zielerreichung bringt uns letztlich auf das nächste Level, nicht das Ziel selbst.

Jedes hochrangige Ziel lässt sich in kleine Teilziele unterteilen, die man dann umsetzen kann. Meiner Einschätzung nach sind dabei folgende Punkte entscheidend:

  • Mut: Traue dir zu, Ziele zu setzen. Du musst sie ja nicht (entgegen der Meinung vieler Coaches) an die große Glocke hängen.
  • Realismus: Lerne, Ziele einzuschätzen. Was brauchst du wann, in welchem Ausmaß und in welchen Zeiteinheiten? Brich alles so weit wie möglich herunter.
  • Veränderung: Habe den Mut und den realistischen Blick auf das große Ganze, und vergiss nicht, regelmäßig nachzubessern. Das bedeutet nicht, dass du vom eigentlichen Plan abweichen musst. Es heißt, dass du lernst und das Gelernte sofort umsetzt, um das große Ganze zu erreichen.

Mit diesen drei Punkten wirst du dich nicht verlaufen und etwas (für dich Wichtiges) schaffen.

Alles unter einen Hut bringen

Die Einleitung ist doch länger geworden als gedacht, aber diese Punkte sind mir wichtig, damit du die nächsten Zeilen besser verstehst.

Das gesamte Konzept muss nun in eine Form gegossen werden. Wenn dir das gelingt, kannst du den Spagat schaffen, und nichts bleibt auf der Strecke. Auf der Strecke solltest du nur Ballast abwerfen.

Wenn du ein System für dich gefunden hast, das gut funktioniert, behalte es bei und verbessere es kontinuierlich. Mein aktuelles Setup hat eine lange Entwicklungszeit hinter sich. Dennoch oder gerade deswegen arbeite ich ständig daran, Abläufe und meine eigenen Prozesse zu verbessern.

Warum ständig nachbessern? „Warum machst du das ständig?“ werde ich immer wieder gefragt. Ich verbessere meine Abläufe aus mehreren Gründen:

  • Selbstentwicklung: Das Leben, der tägliche Ablauf und auch das höhere Ziel sind ein ständiger Lernprozess. Ich lerne immer wieder, was bei mir gut funktioniert und wie mein Kopf und Körper optimal arbeiten. Es gibt immer wieder Dinge, die so gar nicht funktionieren, die von meinen Routinen nicht angenommen werden. Mit der notwendigen Selbstreflexion und dem Willen zur Verbesserung finde ich ständig neue Ansätze zur Optimierung.
  • Energiefresser: Energiefresser versuche ich laufend zu identifizieren und gegenzusteuern. Ein enorm wichtiger Schritt. Diese „Fresser“ unbeachtet zu lassen, hat mich in der Vergangenheit wahrscheinlich viel Potenzial gekostet. Es ist nie zu spät, damit zu beginnen. Energiefresser zu identifizieren, ist meiner Erfahrung nach jedoch einer der schwierigeren Punkte im eigenen Lebenssystem. Sie sind nicht immer sofort sichtbar. Ständiges Dranbleiben und Selbstreflexion helfen.
  • Mehr Zeit für das Wesentliche: Durch kontinuierliche Weiterentwicklung und ständige Verbesserung bleibt am Ende echte Zeit übrig. „First things first“ lautet die Devise. Dazu gehört auch, dass Pläne angepasst, aufgegeben oder verschoben werden müssen. So what? An einem Kaffee* (oder einem anderen Lieblingsgetränk) mit einem Freund ist noch kein System zusammengebrochen. Ein Zitat, das ich lange nicht wirklich ernst genommen habe, unterstreicht diese Aussage:

„Nimm dir Zeit für das was dir wichtig ist, sonst nimmt dir die Zeit das was dir wichtig ist.“

Ich arbeite (unbewusst) mit Parallelprioritäten Wie funktionieren Parallelprioritäten in einer Zeit, in der Multitasking öffentlich verpönt ist? Vorweg: Es ist nur bedingt parallel. Ich arbeite mit verschiedenen Zeit- und Prioritätsachsen.

Je nach Situation und Phase haben unterschiedliche Dinge Priorität, dazwischen gibt es immer Trigger, die alles andere überstimmen können. Dadurch bleibt der Planungsfreak in mir flexibel. So kann ich auf Veränderungen rasch reagieren. Diese Einstellung und Lebensweise ermöglichen es mir, mich dennoch stets an den übergeordneten Zielen zu orientieren und die Schritte in diese Richtung zu lenken.

Auch in Hochdruckphasen gibt es ausreichend Zeit für spontane Aktionen. Natürlich funktioniert das nicht ganz ohne Nebengeräusche. In vergangenen Blogpostings habe ich bereits erwähnt, dass sich das Umfeld daran gewöhnen muss. @dermikemeier sagt nicht zu jeder Partygelegenheit ja, lehnt Aufgaben ab oder übernimmt – unabhängig von der aktuellen Arbeitsbelastung – neue Themen, immer mit dem Fokus auf das, was gerade wichtig ist.

Das Ganze erfordert mehr Zeit für Vorbereitung und Planung als viele bereit sind zu investieren. Keine Frage. Doch meiner Erfahrung nach gewinne ich durch diese investierte Zeit viele wertvolle Zeitfenster. Immerhin möchte ich nicht der Typ sein, der nie Zeit für ein Eis, einen Kaffee oder ein Glas Wein hat. Am Ende sind wir soziale Lebewesen in einer hochtechnologisierten und terminbeladenen Welt. Oder vielleicht Teil einer Matrix, und wir sind alle Versuchsobjekte.

Meine Empfehlung für dich

  • Hab immer im Kopf, was gerade jetzt wichtig ist.
  • Weiß, wer für dich wichtig ist.
  • Mach dir Gedanken über die hochrangigen Ziele.
  • Plane die Meilensteine dorthin (nicht den Weg).
  • Lass dir Zeit für Spontanität.
  • Wirf Ballast ab.
  • Entwickle dich weiter.

… bis demnächst in diesem Theater. Stay safe and make some noise.

Meier & out

PS: Jetzt erst mal einen Kaffee 😉

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