Wenn die freiwilligen nicht wollen, steht das Land still
So abgedroschen und überheblich diese Überschrift auch klingen mag, denken wir nur einmal intensiver über die freiwilligen nach und überlegen uns ob wir, als Steuerpflichtige, diese Leistung stemmen könnten.
Als Mitglied einer großen freiwilligen Feuerwehr in Niederösterreich habe ich hier einen anderen Einblick und bin sicher emotional vorbelastet 😉
Erinnern wir uns kurz an den November 2020. Die Corona-Pandemie hat den Höhepunkt der Welle II erreicht und Österreich in eine weitere Phase von drastischen Einschränkungen geführt. Die Bundesregierung verkündete, dass es „am Ende“ (chchch) Massentestungen der Bevölkerung geben wird um das Infektionsgeschehen einzudämmen und die Maßnahmen zu lockern. Soweit so gut. Den Insidern der freiwilligen-Szene war klar, dass geht nicht ohne uns.
Im gesamten Bundesgebiet begannen freiwillige gemeinsam mit den Gemeinden diese Testungen zu organisieren. Das Testpersonal wurde rekrutiert, geschult und eingeteilt. Feuerwehren, Rettungsdienste und zivile Personen arbeiteten Schulter an Schulter in den vielen Teststationen, um die Bevölkerung zu testen.
Das ganze neben den, sicherlich durch das C-Virus bedingten weniger intensiven, freiwilligen-Tagesgeschäft. Es war vor Weihnachten, als eine weitere Runde verkündet wurde. Wieder das gleiche Spiel. Organisationen Land auf Land ab, organisieren den reibungslosen Ablauf der Testtage.
Ein Paradebeispiel für pubic-private-partnership. Ein System, welches wahrscheinlich einzigartig auf der Welt oder zumindest in Europa ist. Die Bevölkerung in Österreich ist gewohnt, dass Einsatzorganisationen und viele gemeinnütze Vereine ehrenamtlich betrieben werden. Man ruft in Österreich die Feuerwehrnotrufnummer 122 und es kommen Frauen und Männer, mit aller höchster Wahrscheinlichkeit, freiwillige! Freiwillige die Zeit investieren um anderen zu Helfen.
Ein kurzer Überblick
- https://www.freiwilligenweb.at/52-wochen-52-fotos-zur-freiwilligentaetigkeit/
- Mehr als drei Millionen Österreicher arbeiten freiwillig. Würden sie für ihre Arbeit plötzlich Geld verlangen, müssten Staat und Non-Profit-Unternehmen tief in die Tasche greifen. Schätzungen gehen von neun Milliarden Euro aus, die diese Arbeit pro Jahr kosten würde. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Freiwilligenarbeit gehen aber über reines Geldsparen hinaus.
- https://www.diepresse.com/5756023/freiwilligenarbeit-als-erfreuliche-schattenwirtschaft
Nicht schlägt so stark wie das Herz eines freiwilligen
Der nächste abgedroschene Spruch der es aber vollständig auf den Punkt bringt. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass dieses Zitat mehr als stimmt. Egal in welchen der vielen Bereiche sich Menschen freiwillig in den Dienst der Öffentlichkeit stellen kann dieser Spruch angewendet werden.
Nehmen wir, da ich hier am meisten mitreden kann, das österreichische Feuerwehrwesen als Beispiel. Neben einer Vollzeitbeschäftigung, privaten Verpflichtungen und Freizeit werden hunderte Stunden pro Jahr für die Tätigkeit in der Freiwilligen Feuerwehr aufgewendet. Die Stundenanzahl ist notwendig um a) das funktionieren der Organisation zu ermöglichen und b) die anfallenden (spontanen) Aufgaben, sprich Einsätze, zu meistern.
Es ist meiner Meinung nach falsch, hier immer wieder den wirtschaftlichen Faktor zu nennen. Österreich könnte ein flächendeckendes, qualitativ hochwertiges und funktionierendes Feuerwehr- / Notrettungswesen hauptberufliches Notrettungswesen schlichtweg nicht finanzieren. Hier ist das Feuerwehr- / Notrettungswesen nur ein exemplarisches Beispiel.
Die Ehrenamtlichkeit ist ein fester Bestandteil der Österreichinnen und Österreicher. Wir stellen sicher, dass Personen betreut, gerettet und versorgt werden. Die Ehrenamtlichen finden Erfüllung in der Tätigkeit. „Spenden“ das wichtigste Gut. Die Zeit. Mit allen guten und weniger guten Nebengeräuschen.
Familie und Freunde werden oftmals hintenangestellt um die notwendige Zeit für die Ehrenamtlichkeit aufzuwenden. Die verdienten Urlaubs- und Zeitausgleichsstunden aus dem Hauptberuf werden oftmals für die Tätigkeiten in den jeweiligen Organisationen aufgewendet. Damit das System Österreich funktioniert.
Stellen wir uns kurz einmal vor, es gäbe die Ehrenamtlichkeit nicht. Stellen wir uns vor wie ein Leben ohne freiwillige / ehrenamtliche wäre. Denke jetzt folgendes aus dem täglichen Alltag weg:
- Betreuungseinrichtungen aller Art
- Freiwilligen Feuerwehren
- Rettungsdienste
- Karitativen Einrichtungen
- Sporteinrichtungen
- Kunst- und Kultur
- Ausbildungsstätten
- Politischen Insitutionen
- Natur- und Tierschutzeinrichtungen
- ….
- ….
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichtung des Blogpostings musst du jetzt noch die vielen Covid19-Test- und Impfstationen wegrechnen. Ohne freiwillige könnten Österreich die Vorgaben / Ziele der Regierung nicht umsetzen.
Entweder oder oder?
In meinem beruflichen Umfeld werde ich oftmals auf mein freiwilliges Engartmend angesprochen. Oftmals herrscht Unverständnis, aber auch viel Interesse wie das alles zu schaffen ist.
Ja es gehört eine Portion organisationsvermögen dazu, innerer Antrieb die Welt zu verbessern und ein Umfeld das dir das ermöglicht.
Für die meisten Ehrenamtlichen gibt es die Frage nicht Ehrenamt ja od. nein. Es ist ein Teil von uns allen. Ein Funke der eine Flamme entfacht hat, die selbstständig vor sich hin brennt. Menschen die außerhalb der Ehrenamtlichkeits-Bubble leben können und werden nie nachvollziehen können, warum …
- … es für uns keine Entscheidung Ehrenamt ja oder nein gibt.
- … es für uns normal ist teilweise persönliche Bedürfnisse hinten anzustellen.
- … warum wir es tun.
Wir machen es einfach, weil sich Österreich auf uns verlässt.
bis demnächst in diese Theater.
stay safe and make some noise.
meier & out