Wir können alles sein
Ich kann mich noch an die glorreiche Zeit vor den vielen social-media Plattformen erinnern. Damals verbrachte ich die Internetzeit vor einem Standrechner und war mit unzähligen ungelesenen Forenbeiträgen beschäftigt.
Damals öffneten sich bei mir am Rechner automatisch mehrere Fenster und ich hatte sofort einen Überblick über die neuesten Beiträge.
Die damalige Zeit war und ist mit der heutigen weniger zu vergleichen, wenngleich ich die Zeit in den Internetforen und User-Groups zum Teil vermisse. Im „Forenzeitalter“ lernte ich enorm viel und lernte viele interessante Leute kennen. Einige zählen bis heute zum engeren Bekannten- und Freundeskreis.
Ein Phänomen, welches ich damals schon beobachten konnte und bis heute aktuell ist sind die ständigen Nörgler und Besserwisser. Aus irgendeinem Grund hat sich – in meiner Wahrnehmung – die Anzahl der Trolle exponentiell vervielfacht.
Damals galt eine Nettiquette nicht nur als Anhaltspunkt. Die Anzahl der Regelhüter war meiner Einschätzung nach auch größer. Es hat sich viele geändert. Viele ist besser und vor allem einfacher geworden. Diverse Gruppen und Kanäle zu den unterschiedlichsten Themen sind jetzt auf anderen Plattformen zu Hause und Foren sind mehr oder weniger weg vom Fenster.
Die Übersicht ist damit jedoch verschwunden. Vielleicht aber auch, weil es zu jedem Gebiet mehrere Plattformen gab und dort alle, wirklich alle, Themen mehrfach diskutiert, beredet, hinterfragt oder einfach neu erfunden wurden.
In der aktuellen Sternzeit gelangen wir enorm schnell an (neues) Wissen und können schnell gute und weniger gute Dinge aufsaugen.
Die Internetexperten
Genug mit dem verweilen in der Vergangenheit. Ich wollte dir mit der längeren Einleitung kurz darstellen wie alt ich wirklich bin. Ich bin „ich habe noch in Foren geschrieben und welche administriert – alt!“.
Ein Phänomen, welches durch die unterschiedlichsten Plattformen derzeit verstärkt wird sind die ewigen Nörgler, Besserwisser und Beschimpfer. Viele unter irgendwelchen Synonymen, eine erschreckend hohe Anzahl ist jedoch unter dem Klarnamen unterwegs.
Es fühlen sich auch viele aus den oben genannten User-Kategorien dazu berufen Fachmeinungen laufend kritisch zu hinterfragen. Wobei kritisch hinterfragen jetzt eine jugendfreie und nette Formulierung ist.
Das aktuelle kritische hinterfragen auf den verschiedensten Plattformen hat wenig mit dem „echten“ hinterfragen gemeinsam. Das kritische Hinterfragen benötigen wir für die Weiterentwicklung, keine Frage. In der aktuellen Sternzeit hinterfragen viele alles. Damit ist wirklich alles gemeint. Wenn dann, ein echter Kenner sich einschaltet … puh … dann sind die social-media-Götter erzürnt und der Mob bricht los.
Aktuell ist dieses Phänomen gut bei Wissenschaftspostings zu beobachten. Ja, ich stimme vielen Postings nicht zu. Entweder ich schalte mich fachlich in die Diskussion ein oder ich ignoriere die Meldungen. War „damals“ im Forenzeitalter auch so 😉
Durch die „nähe“ der social-media Plattformen gelangen wir heute schnell direkt zu den Insidern und könnten schnell in einen Dialog / Wissensaustausch treten. Machen leider nicht viele.
Die Vernetzung der Welt ist unheimlich wertvoll und bringt uns schnell vorwärts. Es gibt unzählige Beispiele dazu.
Alle Menschen könnten im Internet neugierig, lernbereit, witzig und hilfsbereit sein. Ein großer Teil der / meiner Bubble ist das auch. Die Störfeuer der Trolle, Besserwisser und Beschimpfer wächst jedoch enorm schnell.
Was bewegt die breite Masse dazu? Die letzten Jahren haben immer wieder neue Experten hervorgebracht:
- Epidemiologen
- Virologen
- Fußballtrainer
- Veranstaltungsexperten
- Katastrophenschutzexperten
- Sicherheitspolitik- und Militärexperten
- Mobilitätsexperten
Interessanterweise werden Halbwarten viel schneller, öfter und mit mehr Energie geteilt als echter Wissenscontent. Der Wissenscontent könnte uns schneller an die notwendigen Ziele der Menschheit bringen.
Zum Abschluss des emotionalen Postings wäre da noch …
Hinter jedem Posting, egal ob Frage, Information, Spaß, Wissenschaftserkenntnis … sitzt ein Mensch. Ein Mensch der sich bei dem Posting (hoffentlich) etwas gedacht hat.
Postings wie diese gibt es unzählige in der großen weiten Internetwelt. Tippen und veröffentlichten wir doch nur Texte, welche wir auch im real life den anderen an den Kopf werfen würden.
Nutzen wir alle das Internet, um uns selbst und vor allem die Gesellschaft auf das nächste Level zu heben.
bis demnächst in diese Theater.
stay safe and make some noise.
meier & out