Denke sicher oder sicher denken
In den letzten Blogpostings zum Thema Sicherheit habe ich versucht dir ein paar Grundlegende Texte zum Thema Sicherheit mitzugeben.
Wir benötigen meiner Meinung nach ein umfassendes Umdenken beim Thema Sicherheit. Ich bin oft mit folgenden oder ähnlichen Aussagen zum Thema Sicherheit konfrontiert:
- Dauert zu lange
- Arbeits- bzw. Vorgehensweise ist umständlich
- Das ist zu teuer / wurde nicht budgetiert
- Dafür sind wir nicht ausgebildet
- Dafür haben wir keine Schutzausrüstung
- Was du schon wieder hast
- Da passierte noch nie etwas
- Vorgehen / Arbeitsweise ist nicht vorgesehen
Hast du dich bei einem der Punkte selbst erkannt? Sehr gut.
Denken wir ganz kurz gemeinsam nach und versuchen wir eine andere Denkensweise zu beginnen:
Indirekte Kosten – Personalausfall
Nimm den durschnittlichen Tagessatz – inkl. Nebenkosten – einer Erwerbstätigen Person aus deinem Umfeld. Nach einem Arbeitsunfall fällt diese Person nun 5 Werktage aus.
Tagessatz x Dauer Ausfalltage = Kosten Arbeitsunfall
Während des Ausfalls erfolgt bei der verunfallten und ausgefallenen Person keine Wertschöpfung. Zu diesem Teil der Kosten kommen unter Umständen noch ein paar weitere Faktoren hinzu:
- Ausfall- / Stillstandskosten
- Rechtskosten (im Zuge von Gerichtsverfahren)
- Materialkosten (für Erstversorgung, Rettungsmöglichkeiten …)
- Behandlungskosten
Die fehlende Wertschöpfung muss in der Regel von anderen Personen übernommen werden. Sprich, Überstunden und / oder Verzug bei anderen Projekten. Das bedeutet somit weitere Kostenfaktoren.
Weitere Spätfolgen sind in dieser Rechnung noch unberücksichtigt.
Indirekte Kosten –> Zeitverzug im Projekt- / Tagesgeschäft
Weitere Denkanstöße für die Ermittlung und Berechnung des return of safety / security invest:
- Verhinderung von Ausfallzeiten des Teams. Durch die sichere Ausgestaltung der Arbeitsumgebung sind Ausfälle aufgrund von Unfallaufnahmen, Wiederherstellungszeiten und behördlichen Anordnungen unwahrscheinlich. Dadurch kann die Wertschöpfung ungehindert fortgesetzt werden.
- Faktor Zeit bei der Arbeitsdurchführung. Durch die sichere Gestaltung der Arbeitsumgebung und dem Wegfall von Unsicherheitsfaktoren können Arbeitsvorgänge unter Umständen schneller abgewickelt werden. Standzeiten für Bereithaltung von persönlicher Schutzausrüstung, Maßnahmen zur Absicherung der Arbeitsstelle bzw. Prüfung vor Inbetriebnahme von Schutzeinrichtungen fallen weg.
- Erhöhung der Qualität. Eine sichere Arbeitsumgebung und der damit verbundenen schnellen und sicheren Abwicklung erhöht zeitgleich die Qualität der Leistung. Die hohe Qualität ist wiederrum ein medialer Faktor. Positive Werbung und Infos in Bezug auf die Arbeitsqualität bringt einen Werbe-Mehrwert da im Gegenzug eine öffentliche negative Wahrnehmung unter Umständen zu weniger Aufträgen führt.
Das TOP – Prinzip
Zur sicheren Ausgestaltung der Arbeitsumgebung wird / muss das TOP Prinzip umgesetzt angewendet werden.
Das ist der Grundsatz für die Verringerung von Gefahrenmomenten an Arbeitsstellen.
- Technisch
- Organisatorisch
- Persönliche Schutzmaßnahmen / Ausrüstungen
Mit diesem Ansatz werden Inverkehrbringer, Planer bzw. Ausführende und Betreiber in die Pflicht genommen um nach technischen Lösungen zu suchen.
Das TOP-Prinzip am Beispiel einer Absturzkante dargestellt:
Personen können über eine Kante stürzen:
- Technische Maßnahme –> Geländer mind. 100cm hoch inkl. Fuß- und Mittelwehr
- Organisatorische Maßnahme –> Info / Unterweisung bzgl. Gefahr an der Absturzkante
- Persönliche Maßnahmen –> Bereitstellung von persönlicher Schutzausrüstung für den Fall, dass an der technischen Einrichtungen (Absturzkantenseitig) gearbeitet werden muss.
Lets do it
Im sicherheitstechnischen Alltag gibt es mehr und vor allem teilweise gravierendere Momente als Absturzkanten. Problemstellen, welche durch Vernetzung und Innovationen gelöst werden müssen.
Umfangreiches Fachwissen über Gesetze, Normen und Richtlinie ist das eine. Die Vernetzung und Erfahrung der verschiedensten Lösungsmöglichkeiten ist der Erfolgsgarant für eine sichere Gestaltung.
Die Sicherheit selbst hat immer die höchste Priorität. Ein hohes Sicherheitslevel kann jedoch nur durch Vernetzung und Zusammenarbeit erreicht werden. Damit alle Menschen gesund und unverletzt jeden Tag nach Hause können muss eine Vielzahl an Faktoren bedacht werden.
Wir brauchen ein scharfes Sicherheitsbewusstsein. Das erreichen wir wiederrum nur mit organisatorischen Rahmenbedingungen, welche unter anderem folgendes Sicherstellen:
- Zeit für die Arbeitsabwicklung
- Raum für kritische Reviews
- Offener und lösungsorientierter Umgang mit Fehlern
- Zeit für ausreichende Planung
- Einwandfreie technische Maßnahmen
- Förderung der sicheren Arbeitsdurchführung
- Weiterbildungsschwerpunkte hinsichtlich Sicherheit
- Angepasste und moderne Informationspakete hinsichtlich was-wäre-wenn
Ohne awerness gelingt kein sicherer Zustand. Egal welchen Teilbereich der Sicherheit wird betrachten. Eine meiner wichtigsten Erfahrungen hinsichtlich Sicherheit ist unter anderem, dass die Anwenderinnen und Anwender immer wieder Mittel und Wege suchen um Maßnahmen aller Art auszuhebeln.
Die Rolle der Sicherheitsheitsbeauftragten
Uns safety- und security Beauftragten kommt eine viel größere Rolle zu als viele vielleicht denken. Es ist eine Möglichkeit sich mit Fachwissen vollzupumpen und mit erhobenen Zeigefinger security- oder safety Policies vorzubeten. Normen, Regeln der Technik und rechtliches Grundlagen auswendig zu kennen und das Wissen und vor allem die Organisation zu kennen und das Fachwissen in die Organisation einzubinden. Zwei unterschiedliche Schuhe. Wenn die Verbindung klappt, dann kann eine Änderung hinsichtlich einer sicheren Umgebung stattfinden.
Ich lerne immer wieder security / safety Kolleginnen und Kollegen kennen, die mich mit enorem Fachwissen beeindrucken. Bei der Umsetzung und der Integration in die Organisation hakt es dann meistens an der Zusammenarbeit. Die Vernetzung, die Auslegung der Vorgaben und die gemeinsame Anpassung an die Gegebenheiten braucht einen umfassenden Blick auf alle Gegebenheiten.
Die sperrige Materie der safety / security Vorgaben ist für die breite Masse nicht immer ganz nachvollziehbar. Das ist OK und gut. Ich vergleiche „unsere“ Regelwerke gerne mit der Elektrotechnik. Netzebenen, Schutzeinrichtungen und die dazugehörigen Vorgaben wirken für außenstehende ebenso sperrig, werden aber meiner Erfahrung nach in der E-Technik besser akzeptiert.
one more thing
Wieder einmal ein kurzer Überblick über ein umfassendes und interessantes Thema. Ich bin der Meinung, dass wir in der Gesellschaft nur hier angelangt sind, weil wir umfassende Sicherheitsnetzwerke aufgebaut haben und zum größten Teil diese Leben. Wir haben aber im safety / security Bereich noch viel zu tun. Nicht alles sind Schikanen für Mitglieder der Organisationen. Die meisten 😉 Themen ergeben durchaus Sinn.
let´s make the world a safer place
bis demnächst in diese Theater.
stay safe and make some noise.
meier & out