new normal (work)

Irgendwie ist immer noch alles (ein klein wenig) abnormal. Ende Februar 2020 schwappte das Coronavirus endgültig nach Österreich und war ab dann der bestimmende Faktor in meinem Tagesablauf, in meiner Planung und in meinem Kopf.

Mittlerweile ist über ein Jahr vergangen. Ein Jahr voller Emotionen, intensiver Nebenschauplätzen – sie sind dann zu Hauptschauplätzen geworden – neuer Arbeitsmethoden und einem neuen Miteinander.

Die neue Normalität

Frühjahr 2020, Vertreter der Regierung sprechen von einem Weg zurück zur neuen Normalität. Sie strapazieren den Begriff. Ich beobachte mich wie ich immer mehr diese Aussage in Gesprächen, Besprechungen, Aussendungen und Vortragsunterlagen verwende.

Frühjahr 2021, wir sind mitten in der neuen Normalität angekommen. Das der Zeitpunkt kommen wird an dem wir weitermachen als hätte es 2020 nicht gegeben, war mir früh klar. Nichts ist mehr wie es im Jänner 2020 war. Wir haben uns umgestellt, auf die neue Lebensweise eingestellt und sich damit angefreundet mit dem C-Virus zu leben.

OK, die Freude ist enden wollend 🙂 bleiben wir hier bei der Realität.

Was hat sich geändert?

Alles.

Ende des Beitrages.

🙂

Wenig ist gleich geblieben, vieles hat sich (teilw. sicher zum Guten) geändert.

Arbeitsleben

Wir sind gewohnt Besprechungen virtuell anzubieten. Ich persönlich kann das Wort Hybridbesprechung nicht mehr hören / lesen 😉 Vielleicht auch, weil ich die Mischung nicht mag. Entweder real life oder vollständig virtuell. Die Mischform hat mehr Nach- als Vorteile. Der anwesende Teil agiert miteinander anders als der virtuelle Teil.

Ich mag virtuelle Abstimmungen, wenn:

  • Sie im Vorfeld ordentlich geplant sind
  • Rahmenbedingungen inkl. Verhaltensregeln klar ausgegeben sind
  • Sie nur so lange wie notwendig dauern (ok, das zählt auch für andere Präsenzmeetings)
  • Alle mit der Technik vertraut sind

In den letzten Monaten durfte ich auch einige virtuelle Vorträge und Workshops halten. Das war für mich die schwierigste Umstellung und bin noch nicht ganz von dieser Art der Durchführung überzeugt. Herausforderungen dabei sind:

  • Stimmungslage unter den TeilnehmerInnen
  • Technische Herausforderungen
  • Unterschiedliche Arbeitsräume
  • Chatfunktionen

Es funktioniert. Es funktioniert gut, aber so richtig bin ich bei den Themen Workshops und Live-Vorträgen noch nicht angekommen – obwohl ich ein Fan von Webinaren und Onlinetrainings bin.

Private Treffen

Die Lockdown-Phase ab November 2020 war meiner Meinung nach die anstrengendere. Die kalte und vor allem finstere Jahreszeit war für mich härter zu ertragen als während der wärmeren Monate. Das Leben bestand aus Arbeiten.

Ich habe alle Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wahrscheinlich mehr als andere mitgetragen und vor allem umgesetzt. Naturgemäß stoßte das im unmittelbaren Umfeld nicht immer auf vollstes Verständnis. Mein Anspruch an mich selbst ist, dass Vorgaben bzw. Regelungen die von mir ausgearbeitet und mitbestimmt werden eingehalten werden:

If you talk your walk, you have to walk your talk

Ausblick … wo geht die Reise hin

Die aktuelle Zeit ist für die Wissenschaft sehr interessant. Die Verhaltensänderung(en) in der Gesellschaft werden uns vermutlich noch lange beschäftigen.

Die Isolation von vielen alleinstehenden Menschen wird Spuren hinterlassen:

Spannende Phasen kommen auf uns zu, wenn das Umfeld beginnt wieder „normal“ zu leben. Der Mensch kann sich im Normalfall schnell auf Gegebenheiten einstellen. Der gesellschaftliche Faktor wird, in irgendeiner Form, wieder vollständig zurückkommen. Vermutlich aber anders. Spannend werden die Faktoren, wenn auf einmal Personen die sich streng an die Kontaktbeschränkungen gehalten haben zu (Massen)Veranstaltungen wieder kommen müssen. Wenn Freundeskreise wieder happenings in geschlossenen Räumen veranstalten. Der Zusammenhalt in der Gesellschaft ist das gefragt. Dieses berühmte aufeinander aufpassen wird noch wichtiger werden.

Dienstreisen, Besprechungen, digitale Zusammenarbeit:

Hier liegt meiner Meinung nach ein riesen Hebel für eine positive Entwicklung. Möglicherweise haben wir es geschafft, dass wir sämtliche Dienstreisen kritisch hinterfragen. Ich meine damit die Art von Reisen bei denen mehrere hunderte Kilometer Reisezeit in Kauf genommen werden um nach, in Relation zur Reisezeit, kurzer Zeit wieder beendet werden. Die persönliche Zeit und vor allem die Umwelt wird es uns danken.

Besprechungen

Meine persönliche Erfahrung ist, dass Besprechungen seit März 2020 wirklich nur noch solange wie nötig dauern. Im Gegenzug musste ich feststellen, dass Tage voller elektronischer Besprechungen weitaus anstrengender sind. Ob und welche Variante besser ist kann ich nicht sagen. Ich habe durch die Umstellung auf Remote-Meetings viel Zeit gewonnen, da ich mir einiges an Reisezeit erspart habe. Diese freien Zeitfenster stehen nun für (bahnbrechende) Projekte und Aufgaben zur Verfügung 😉

go digital or go home

Seit Ende Februar 2020 gibt es meiner Meinung nach viele – große – learnings aus der Corona-Pandemie. Vieles gilt es jetzt und auch später noch im Detail aufzuarbeiten. Keine Frage. Wir sind sicher noch lange nicht am Ende der Aufarbeitungszeit. Was wir jedenfalls geschafft haben ist, dass digitale Zusammenarbeit nicht nur den freaks vorbehalten ist. Der Druck, dass digitale Zusammenarbeit jetzt! funktionieren muss bewirkte in einigen Bereichen wahre Wunder. Damit sind nicht nur virtuelle Besprechungen gemeint. Das Arbeitsleben ist, dort wo es möglich ist, mittlerweile vollständig digital geworden. Zum Glück! Anwendungen für online Besprechungen, Aufgabenmonitoring, Datenbearbeitung und vieles mehr ist normal geworden. Durch die digitalen Helferlein ist es einfacher geworden Orts- und teilweise Zeitunabhängig zu arbeiten. Ihr wisst ja bereits, dass ich ein Fan der asynchronen Kommunikation und Zusammenarbeit bin 😉

Die Frage ist immer noch was wir daraus weiter machen. Was wir mit dem Breitbandausbau in Österreich machen. Wie gehen wir mit flexiblen Arbeitsmodellen um. Wie behandeln Verantwortliche die Zusammenarbeit von digitalen mit digital-Verweigerern. Viele Fragen, viele Herausforderungen für die Zukunft und auch viel Potential um uns auf das nächste Level zu schießen.

Wohn- und Büroräume:

Ich bin der Meinung, dass die Pandemie in Sachen Wohn- und Büroräumlichkeiten ein umdenken erfordert (hat). Die – schlagartige – Situationsänderung hat viel Potential gezeigt:

Großraumbüros, Bürobelegung, Lüftungsanlagen -möglichkeiten

Ein Grund für den Umstieg ins Homeoffice war die Bürosituation auf unseren Arbeitsplätzen. Das Arbeitsplatzdesign der letzten Jahre war ausgelegt auf viele Menschen in große Räume, damit ja alle im selben Raum sitzen. Ob und wie gut das für das Leistungsniveau war sei dahingestellt. Wir alle wissen, dass wir ständig abgelenkt sind / waren. Die Bürobelegung war auf das absolut notwendige Mindestmaß nach den gesetzlichen Vorgaben ausgelegt. Lüftungsanlagen wurden am Limit, ohne wesentliche Reserven verbaut. Nur um in der Bauphase kosten zu senken.

Durch das C-Virus haben wir gelernt wie wichtig es ist Räume zu lüften und ständig eine dementsprechende Menge an Frischluft in einen Raum zuzuführen.

Arbeiten am Wohnzimmer- / Esstisch ist normal geworden. Warum? In vielen (städtischen) Wohnungen ist einfach zu wenig Platz für eine Arbeitsecke. Viele der neuen Homeoffice-UserInnen mussten in kurzer Zeit (ohne Baumärkte / Möbelhäuser) das Innenraumdesign ändern um – halbwegs – ergonomisch arbeiten zu können. Ich bin gespannt wie sich die Einrichtungen und vor allem die Wohnarchitektur in den nächsten Jahren ändern wird. Gerade im städtischen Bereich sind die Wohnung nicht immer darauf ausgelegt das Platz für einen ergonomischen Arbeitsplatz vorhanden ist. Wer möchte schon einen Workspace mitten im Wohn- bzw. Schlafzimmer. Gerade hier lauern aber viele Gefahren für die Gesundheit der Homeworker. Die Verbindung home-schooling, homeoffice und Leben ist eine Herausforderung für die (tägliche) Selbstorganisation.

wos dama

Wie kann es jetzt weiter gehen? Was wird uns bleiben? Ich habe einige Theorien:

  1. Die digitale Zusammenarbeit wird bleiben und weiter ausgebaut werden. Der Zeit- und Abstimmungsgewinn ist ein einfacher Mehrwert. Wenn auch gleich nicht ohne Gefahren für ein erhöhtes Arbeitspensum. Das merke ich bei immer selbst. Die Gefahr noch schnell einen Termin einzuschieben – mit der Begründung, dass es ja eh schnell erledigt ist – ist groß. Die Selbst- bzw. Tagesorganisation wird immer wichtiger werden. Das ganze bedeutet eine noch intensivere Verschmelzung von Dienst- und Freizeit. Wo homeoffice möglich ist, sollte es unbedingt die Regel bleiben. Die Zukunft benötigt Arbeitsmodelle die einen guten Mix aus Anwesenheit und Homeoffice ermöglich. Homeoffice bedeutet meiner Meinung nach nicht zwingend die Heimatadresse.
  2. Innenraumdesign wird bei Neu- und Umbauprojekten sich mehr mit Raum für Arbeitsplätze beschäftigen müssen. Meine Theorie sieht in jedem Wohnraum einen Raum / Platz vor an dem ergonomisch gearbeitet werden kann. Unternehmen werden sich hinsichtlich Platz pro Person, Anzahl der Fläche und Lüftungsmöglichkeiten selbst hinterfragen müssen. Benötigen wir Großraumbüros – die in der C-Pandemie – als Virenschleudern dienen?
  3. Die Rückkehr zu einer anderen / neuen Normalität wird uns noch vor einigen Herausforderungen stellen. Wie reagieren Gesellschaftliche Gruppieren, wenn Personen eine Abneigung von großen Personengruppen in geschlossen Räumen haben, während andere kein Problem sein? Psychologisch gesehen befinden wir uns in einer interessanten Zeit. Das gegenseitige Aufpassen wird wieder verstärkt in den Vordergrund rücken. Digitale Kommunikation mit dem unmittelbaren Freundeskreis kann zum Teil die Ansprache ersetzen, jedoch ist das persönliche Treffen immer noch wirkungsvoller als auf einen Bildschirm zu starren. Die Themen werden teilweise sicher zu nachgelagerten Problemen führen. Klatschen alleine wird keine Probleme lösen.

bis demnächst in diese Theater.

stay safe and make some noise.

meier & out

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